{slide=Burganlage|grey}

 

joomplu:494

Das nach der Mitte des 12. Jahrhunderts gegründte Großau gehört einer Gruppe von Ortschaften im Süden Siebenbürgens an, die sich durch gemeinsame architektonische Merkmale charakterisieren. Es sind dies die Orte: Heltau, Freck, Großscheuern, Schellenberg, Hahnbach, Großau, Hermannstadt, Holzmengen, Neppendorf, Hammersdorf u.a. Großau war bei seiner Gründung mit etwa 100 Einwohnern eine große Ortschaft. Und trotzdem wurde erst um 1250 mit dem Bau einer romanischen Basilika begonnen. Diese reichte bis zum heutigen Chor und umfasste eine Nutzfläche von 420 qm. Dieser besonders große Raum lässt darauf schließen, dass Großau um diese Zeit etwa 400 – 600 Einwohner hatte. Am Ende des 13. Jahrhunderts ist die Kirche von Palisaden umgeben.  Nach der Mitte des 14. Jahrhundrets setzte sich das Dorf ein ehrgeiziges Ziel, wie es wenige Ortschaften in der Zeit taten: die alte Basilika durch einen neuen Hallenbau zu ersetzen. Die begonnenen Arbeiten mussten aber unterbrochen werden, da die aufkommende Türkengefahr den Ausbau der Wehranlagen als vordringlicher erscheinen ließ. Die innere, heute noch teilweise erhaltene Ringmauer entstand vermutlich damals, am Ende des 14. Jahrhunderts. Im nächsten Jahrhundert entstand auch die äußere Mauer des Berings, die mit 5 viereckigen Türmen mit Pyramidendach verstärkt worden war. Von diesen 5 Türmen haben sich bis heute 4 erhalten. Die doppelte Ringmauer umschloss eine Nutzfläche von etwa 4500 qm, wie sie einer Bevölkerungszahl von etwa 900 Einwohnern entsprach.

Um 1500 wurden nördlich an die Kirchenburg 2 Vorhöfe angebaut. Eine Doppelmauer trennte sie voneinander. Im ersten Vorhof ist das Pfarrhaus errichtet worden. Da das Dorf während der folgenden Jahrhunderte viel von seiner einstigen Kraft verloren hatte (das drückt sich in den teils dramatisch rückläufigen Einwohnerzahlen aus: 1488 über 800 Einwohner, 1536 noch 450 und 1712 sogar nur 320), konnte die Kirchenburg von den Feinden wiederholt eingenommen werden. So 1599 von den Truppen des walachischgen Fürsten Mihai Viteazul und im September 1658 von den Tataren. Und doch ist immer wieder versucht worden, die Wehrfähigkeit der Burg zu erhalten. Noch 1731 wurde ein Teil der Ringmauer neu errichtet. Daran erinnert ein in die südliche Außenmauer eingearbeiteter Schlußstein mit Christuskopf und der Inschrift: „Ano 1731 D. 25. April“.

Nach 1750 wurden die innere Mauer im Norden, Osten und Südosten abgetragen. Der im Westen über der alten Einfahrt befindliche Turm wurde von den Fluten des Zibins zu Fall gebracht. Statt seiner wurde im Süden eine andere Einfahrt errichtet und eine Burghüterwohnung daneben gebaut. Auf dem Balken über der Toreinfahrt befindet sich die folgende Inschrift: „MD. G.S. 1764“. Auch an der östlichen Kirchenburgmauer ist um diese Zeit gearbeitet worden. Daran erinnert die 1975 gefundene Inschrift: „Anno 171 10. Mai Thomas Zeck villicus, Michael Fleischer“. Am Anfang des 20. Jahrhunderts (1904-1905) ist unter Pfarrer Konnerth am Zibin eine Steinmauer errichtet worden, die dem Schutz der Kirchenburg dient.

1937 ward im Kirchenburghof ein Gedenkstein errichtet, auf dem die Namen der 52 evangelischen Opfer des Ersten Weltkrieges eingemeisselt wurden, die Großau zu beklagen hatte. 1979 – 1983 wurden auch die Namen der Opfer des Zweiten Weltkrieges auf dem erweiterten Denkmal angebracht und 1983 die Namen der Opfer der Deportation in die UdSSR. In Dieser Zeit sind die Burgkammern an der inneren Ringmauer abgetragen worden. An der Westseite blieben die Trennwände jedoch erhalten und auf der Südseite ließ man 3 Kammern stehen, damit man sich vorstellen kann, wie es einst war. Bei den Renovierungsarbeiten 1981 wurde an der Nordseite des Burghofes eine Kalkgrube ausgehoben, in der man ein Massengrab entdeckt. Es wurden Schädelknochen von Kindern und Erwachsenen gefunden.

(Text: Josef Vetro)

{slide=Kirche |grey}

Im 13. Jahrhundert wird in Großau eine dreischiffige Pfeilerbasilika errichtet, die dem heiligen Servatius geweiht ist. Von dieser Kirche haben sich erhalten:

  1. der untere Teil des romanischen Glockenturms;
  2. der westliche Teil des mit Kreuzgewölben versehen gewesenen nördlichen Seitenschiffes, von dem sich Konsolenreste des einstigen Gewölbes erhalten haben. Dieser Rest eines Seitenschiffes bildet heute einen abgeschlossenen Raum nördlich an den Glockenturm anschließend;
  3. ein kleiner Turm der Mauer des westlichen Teils des südlichen Seitenschiffes;
  4. im Kircheninneren ein Pfeileraufsatz des ersten Arkadenbogens.

1444 wird die Kirche in einem Schreiben des Erzbischofs von Gran ausdrücklich als Servatiuskirche bezeichnet („ecclesia parrochialis beati Servatii de Insula Christiana"). Servatius ist einer der 5 Eisheiligen. Er wurde in der Rhein-Mosel-Gegend verehrt, was auf das Herkunftsgebiet der ersten katholischen Siedler Großaus hindeuten könnte. Übrigens: die Kirche in Großau ist das einzige Gotteshaus Siebenbürgens, das diesem Heiligen geweiht worden ist.
Um 1450 wird über dem Chor ein Wehrgeschoss errichtet, das später entfernt worden ist. In der Zeit zwischen 1472 und 1495 wird die wunderschöne, geräumige spätgotische Hallenkirche durch den Meister Andreas Lapicida aus Hermannstadt errichtet, wie wir sie heute kennen. Er erhält dafür 400 Gulden. Er behält die drei Schiffe des Vorgängerbaus bei, wobei jedes Schiff einen eigenen Chorraum hat. Vorbild ist der Chorbau der Kirche in Mühlbach. Die Chorräume werden so gebaut, dass sie sich gegen den Hauptchor öffnen. Dieser ist 15,5 Meter lang und 8,4 Meter breit und schließt gegen das Schiff mit einem spitzbogigen Triumphbogen ab. Das 18,3 Meter lange Hauptschiff besteht aus 4 rechteckigen Gewölbefeldern, denen in den Seitenschiffen 4 quadratische Gewölbefelder entsprechen. Das Hauptschiff wird von einem Netzgewölbe überdeckt, das von sechs hohen, achteckigen Pfeilern getragen wird. Die Seitenschiffe erhalten nur provisorische Gewölbe, die erst später durch die heutigen Gewölbekappen ersetzt werden. Die Chorräume bekommen alle einfache Rippenkreuzgewölbe. Die Rippen werden von kleinen Konsolen gestützt und treffen sich in einfachen Schlußsteinen. Schiffe und Chöre werden durch hohe Spitzbogenfenster erhellt.
Das Rundtürmchen, das sich an die Nordmauer der stockhohen Sakristei anlehnt, vermittelt auf einer Wendeltreppe den Zugang zum Dachboden der Kirche, eine Erscheinung, die uns mehrfach begegnet, so in Mühlbach, Hermannstadt, Malmkrog und an der Schäßburger Bergkirche. Um 1570 wird der nördliche Seitenchor neben der Wendeltreppe vom Hauptchor und dem Seitenschiff abgetrennt und zu einer Sakristei umgebaut. Über dieser wird die sogenannte Engelsempore eingebaut.
1736 berichtet Pfarrer Eckhart, dass die Kirche wie eine „Mördergrube" verwüstet sei. Er bemüht sich, die Kirche wieder herzustellen, wobei ihm der Hermannstädter Ratsherr Daniel Klockner, der Inspektor des Ortes ist, tatkräftig hilft. Einige Hermannstädter spenden für die Wiederherstellung der Fenster größere Summen.
Am Ende des 18. Jahrhunderts werden in das südliche Seitenschiff des Chores Emporen eingebaut. Ihre Außenwände sind mit volkstümlichen Motiven bemalt und tragen Inschriften und die Jahreszahlen 1794 und 1795.
Im Herbst des Jahres 1916 wird die Kirche durch die rumänische Artillerie beschossen und arg beschädigt. Sie kann erst nach einer Renovierung wieder benützt werden.
1958 wird der elektrische Strom dauerhaft eingeführt. Vorher gab es nur provisorische elektrische Beleuchtung.
Zwischen 1979 und 1981 werden durch eine Gemeinschaftsleistung, die 1140 Tagewerke umfasst, die Schäden der Erdbeben von 1940 und 1977 beseitigt. Zahlreiche Maurer, Zimmerleute, Spengler, Maler, Schlosser und andere Handwerker haben 89 Tage unentgeltlich geholfen und 1230 Handlanger ebenso.

(Text: Josef Vetro)

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Altar Aug2007

„Der Altar mit der Kreuzigung als Hauptbild und der Grablegung darunter stammt aus dem Jahre 1719 und ist ein Zeugnis heimischer Barockkunst, die Altarbekrönung im Stil des Rokoko ist gegen Ende des 18. Jahrhunderts hinzugefügt worden." (Gündisch).
Am Altar sind - wie an der Orgel - 4 mit geschnitzten Umrahmungen verzierte Medaillons mit heilsgeschichtlichen Darstellungen vorhanden, die aus der Zeit von 1785 stammen. Das Hauptbild der Kreuzigung ist von den Holzfiguren der Apostel Petrus und Paulus flankiert. Diese selbst werden von jeweils zwei Säulen eingerahmt. Unter jeder Säule findet sich ein heilsgeschichtlicher Text aus dem Matthäus- bzw. aus dem Johannesevangelium.
Auf dem Kreuzigungsbild sehen wir unter dem Kreuz Maria und den Lieblingsjünger Jesu, Johannes. Beide sehen zu dem Gekreuzigten empor. Über dem Hauptbild lesen wir: „Es ist vollbracht! Vater! Ich befehle meinen Geist in deine Hände."
Im Medaillon links verkündet der Engel der Maria die freudige Nachricht, dass sie den Heiland zur Welt bringen wird. Maria liest im Alten Testament. Im rechten Medaillon wird die Geburt des Heilandes und die Anbetung durch die Hirten dargestellt. Über der Kreuzigung befindet sich auf der Erdkugel die Dreieinigkeit dargestellt: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Der Sohn wird durch das Kreuz und der Heilige Geist durch die Taube symbolisiert. Auf der linken Seite dieses Bildes wird in einem Medaillon die Auferstehung dargestellt, während wir in einem Medaillon auf der rechten Seite die Himmelfahrt sehen.In einem etwas größeren Medaillon über diesem Bild wird Christus als Weltenrichter dargestellt und die Auferstehung der Toten als Verdammte und Gerettete. Als Krönung des Altars finden wir den Engel mit der Posaune des Endgerichts. Auf der Rückseite des Altars befindet sich eine Tafel mit folgender Inschrift: „Dieser Altar ursprünglich aufgerichtet im Jahre 1719 unter dem Pfarrer Michael Gross, ist in erneuertem Farbenglanz hergestellt und ausgebessert worden im Jahre 1889 durch die Opferwilligkeit des hiesigen evangelischen Ortsfrauenvereins unter dem Pfarramt des Martin Malmer."

Prediger:
Michael Helch
Friedrich Homner
Kirchenväter:
Johann Fleischer
Michael Zerwes
Michael Zeck, Kurator
Michael Hoprich, Ortsrichter
Josef Liebhard, Wirtschafter

(Text: Pfarrer Ernst Martin Weingärtner)

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joomplu:498

Schon aus dem 13. Jahrhundert haben wir eindeutige Hinweise auf das Vorhandensein von Orgeln in Siebenbürgen. Wenn am Anfang sicher fremde Orgelbauer die Instrumente errichteten, so gibt es spätestens ab dem 17. Jahrhundert auch sächsische Orgelbauer.
1675 baut Johann Vest in Großau eine Orgel, die 1752 nach Neppendorf verkauft wird, wo sie bis 1809 steht. Es ist möglich, dass Teile des alten Orgelprospektes in Großau geblieben sind.
Die heutige Orgel stammt aus der Zeit 1775 – 1782 und wird von Johann Hann aus Hermannstadt errichtet. Sie besitzt 12 klingende Register und hat ein Rückpositiv, auf dessen kleinem Prospekt König David mit der Harfe steht. Die Aufstellung der Orgel war für Großau ein besonderes Ereignis. In alten Rechnungsbüchern werden diesbezügliche Ausgaben erwähnt („für 25 Mahs alten Wein für den Orgelbauern und Gesellen, 6 fl. 60 denare", „18 Pfd. Käse, 2 Mahs Gerste 1 fl. 92 in Rechnung nicht gestellet Eier und Bochflisch von jeden Hauswirt").
Die Orgel wird im Laufe der Zeit öfter repariert und dabei dem Zeitgeschmack angepasst. Auch kriegerische Ereignisse gehen nicht spurlos vorüber. So wird sie 1944 zerstört und ist nur noch ein Torso.
1969 wird die Orgel anhand aufgefundener Dokumente vom Orgelbauer Johann Mesny aus Tîrgu Mureş wiederhergestellt. Die erneuerte Orgel hat ihren alten barocken Klang erhalten und ist „ein Werk von edler Eigenart geworden", das auch anspruchsvoller Orgelkunst dienstbar ist.

(Text: Josef Vetro)

{slide=Gestühl und Ehrenbänke |grey}

joomplu:499An der nördlichen Seitenwand des Chores befinden sich zwei Gestühle. Das eine ist das Pfarrgestühl, das sich gegenüber vom Haupteingang der Kirche befindet. Es trägt in einem Medaillon folgende Inschrift: „Andenken an THOMAS DENGEL gestorben am 19 Octob: 1879, gewidmet von dessen treuer Gattin und dankbaren Kindern 1880".
Auf derselben Seite des Chorraumes befindet sich ein zweites Gestühl. Dieses steht rechts vom Pfarrgestühl, von diesem durch die Sakristeitür getrennt. Es trägt folgende Inschrift: „Zum Andenken an Josef Rastel gewes: Mühl Pächter, u. Meister, gest. im 37. Lebensjahre den 14 April 1883. verehrt von seiner trauernden Gattin Elisa Rastel, geb. Riedler".
An der Sakristeitür können wir folgende Inschrift lesen: „Andenken an Elisabeth Rastel Meister Mühlers, Töchterlein, gest. den 6 Febr. 1883".
Gegenüber vom Pfarrgestühl ist die Fremdenbank, die folgende Inschrift trägt: „Zum Andenken an Joh. Schuller gest. d. 3/2 1862 verehrt von Maria Dengel geb. Fleischer 1898".
Die Ehrenbank für Kurator und Presbyter befindet sich im südlichen Seitenschiff und trägt folgende Inschrift: „Zum Andenken an Curator Michael Zeck geb. d. 8. Jan. 1828. gest. d. 5. Febr. 1896, gewidmet von seiner Gattin Susanna geb. Fleischer".
Auf der Brotseite befindet sich im nördlichen Seitenschiff eine Bank, die folgende Inschrift trägt: „Zum Andenken an Thomas Martini geb. 1804, gest. 1/1 1893. von seinem Sohn Tho. Martini".
Auf derselben Seite, rechts von der oben erwähnten Bank, befindet sich eine zweite Bank, die folgende Inschrift trägt: „Hergerichtet und angestrichen von der Kirchgässer Nachbarschaft im Jahr 1933 Altnachbarvater Samuel Fleischer".

(Text: Josef Vetro)

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