In nachfolgender Chronik werden die wesenlichen Ereignisse seit der Gründung von Großau im 13. Jahrhundert augelistet.
13. - 14. Jahrhundert
1223 | Erstmalige Erwähnung von Großau ("Insula Christana" = christliche Aue) in einer Urkunde. Besiedelung des Ortes aber wahrscheinlich seit erster Ansiedelungswelle unter König Geisa II. zwischen 1141-1161.Ortsgründer könnte auch ein Ansiedlerführer namens Christian gewesen sein ("Insula Christiani"); dessen Söhne Salomo und Herbord sind urkundlich erwähnt. (Salomo und Herbord werden 1323 erwähnt, können also schwerlich die Söhne des Christian sein.) |
13. Jh. | Bau einer dreischiffigen romanischen Basilika, dem Heiligen Servatius gewidmet. Von dieser Kirche sind erhalten geblieben: a) der untere Teil des Glockenturms - b) Reste der beiden Seitenschiffe neben dem Turm - c) ein Pfeileraufsatz im Kircheninnern. |
1337 | Wird ein „Kleinau“ erwähnt. Wo das wohl gelegen hat? |
1339 | Der Ortsrichter von Großau ist Mitglied der Sieben Stühle und das beweist, dass unser Heimtort eine freie Königsbodengemeinde war. |
1349 | Für dieses Jahr ist die Zugehörigkeit des Ortes zum Hermannstädter Kapitel nachgewiesen. |
1372 | Goblinus, der spätere Bischof, ist Pfarrer in Großau. |
1383 | Der zwischen dem Hermannstädter Stuhl und den im Gebrige wohnenden Rumänen schwelende Streit wird durch einen in Großau geschlossenen Friedensvertrag beendet. Vertreter der Großauer ist „Heyczmannus Tawsintschon“. |
1386 | Ein Großauer, „Oswaldus de Insula de Septemcastris“, wird an der Hochschule in Wien eingeschrieben. |
15. - 16. Jahrhundert
1449 | In einer Urkunde werden u.a. folgende Hattertbezeichnungen angeführt: „mons Kakasfeye alias Hanenkap“, „fluvius Zybyn“, „fossatum Pokolarok alias Buzgraben“, „mons Uyhegye alias Newberg“. |
1468 | Großau hat in diesem Jahr 200 Wirte. |
1488 | Es wird festgestellt, dass Großau mit 176 Wirten die zweitgrößte Landgemeinde des Hermannstädter Stuhles ist, nach Heltau /228 Wirte/ und vor Stolzenburg /167 Wirte/ und Großscheuern /78 Wirte/. |
1493 | Großau wird von Türken verbrannt. |
1472 - 1498 | Umbau der romanischen Basilika in eine spätgotische, dreischiffige Hallenkirche; Baumeister ist der Hermannstädter Andreas Lapicida. Das Hauptschiff ist 18,3m lang und 17,5m breit, der Hauptchor 15,5m lang und 8,4m breit, die Firsthöhen betragen 28,4m bzw. 26,3m. |
Um 1500 | Zum Schutz der Kirche werden doppelte Mauern in Form eines unregelmäßigen Fünfecks errichtet, an dessen Ecken jeweils ein viereckiger Verteidigungsturm steht. |
1529 | Muntenische Heerhaufen des Bojaren Dragan, der im September Hermannstadt belagert, verbrennen Großau. |
1536 | Großau hat 101 Wirte. |
1548 | Festlegung der Grenzen zwischen Großau und Neppendorf durch die Nationsuniversität. Dabei werden u.a. folgende Hattertnamen genannt: „Kalckberg“, „Probstwyz“. |
Um 1550 | Nördlich vor der Kirchenburg werden zwei Vorhöfe angebaut - im ersten wird das Pfarrhaus erstellt, das im Norden eine der wenigen erhaltenen "Pestkanzeln" besitzt. |
1553 | Verwüstung der Gemeinde durch Cholera und Pest (vier weitere Epidemien zwischen 1706 und 1755). |
Vor 1570 | In Großau gibt es eine Partikularschule, an der Simon Muntschius Ludimagister ist, der 1570 in Wittenberg ordiniert wird. |
Um 1570 | Der nördliche Seitenchor der Kirche wird abgetrennt und zur Sakristei umgebaut; über dieser entsteht die "Engelempore". |
Um 1580 | Im Süden der Burganlage entsteht der große achteckige Turm auf älteren Grundmauern. Vermutlich hatte dieser Turm auch zeitweilig als Kapelle gedient. |
1592 | Unter dem Fürsten Sigismund Bathori wird in der Kirche von Großau ein Landtag abgehalten. |
1599 | Einnahme der Kirchenburg durch den walachischen Fürsten Michael (den Tapferen); grausame Ermordung des Pfarrers Heintzius in der Sakristei. |
17. - 18. Jahrhundert
1612 | Fürst Gabriel Bathori stellt fest, dass die Rumänen von Auendorf (Gurarîului) sich einst mit Einwilligung der sächsischen Nationsuniversität auf Großauer Hattert niedergelassen hätten. |
1658 | Erstürmung der Burg durch vorbeiziehende Tataren, die Hermannstadt belagert hatten; das Dorf wird erneut verbrannt. |
1690 | Ein Landtag wird in der Kirchenburg abgehalten, auf dem der Ungar Emerich Tököly zum siebenbürgischen Fürsten ausgerufen wird. |
1703 - 1711 | Die Kuruzen erpressen Vieh und Nahrungsmittel. Die Folge war, dass Großau nachher nur noch 63 Wirte zählte, weniger als Reußdörfchen. |
1719 | Die Kirche erhält einen neuen Altar, ein Zeichen heimischer Barockkunst. |
1721 - 1736 | Nach Epidemien und Kriegsfolgen leben in Großau nur noch auf 63 Höfen Menschen ( 1508 waren es 176 Höfe), 32 Höfe stehen leer. Ein Teil der Ringmauer wird neu aufgebaut, woran ein in der südlichen Mauer eingelassener Schlußstein (Christuskopf) aus der Kirche erinnert. Mit Hilfe aus Hermannstadt (Inspektor Clockner) kann auch die wüste Kirche hergerichtet werden. |
1735 - 1738 | In Großau werden ca. 160 Emigranten, die im Zuge der Gegenreformation aus Österreich auswandern müssen, angesiedelt. Andere kommen nach Neppendorf, Heltau und Großpold. Diese stammten aus dem Salzkammergut, v.a. aus den Orten Hallstatt, Ischl, Gosau, Lauben und Goisern. |
1752 - 1756 | Weitere Emigranten aus dem oberösterreichischen "Landl" (Landler) kommen in den Ort. |
Um 1750 | Der im Westen der Burg befindliche Tor- und Zufahrtsturm fällt den Zibinsfluten zum Opfer. Im Süden wird eine neue Einfahrt hergestellt und eine Burghüterwohnung daneben gebaut. Weite Teile der zweiten Ringmauer werden abgetragen. |
1775 | Die Kirche erhält die von Johannes Hahn erbaute Orgel. |
1786 | Unter Kaiser Josef II muß der Teil des Hatterts „Curăturile“ von Großau an Poplaca abgetreten werden. |
1794 | Im Chor werden Emporen eingezogen, ihre Holzwände mit Volkskunstmotiven bemalt. |
19. Jahrhundert
Um 1800 | Das Pfarrhaus erhält den nach der Kirche zu gelegenen heutigen Hauptbau, der an den mittelalterlichen Flügel angebaut wird. |
1805 | Der erdbebengeschädigte Kirchturm wird erhöht und mit den vier Ecktürmchen versehen. Dabei wird in einer Urkunde, die im Turmknopf hinterlegt wird, der Hattert von Großau genau beschrieben. |
1848 | Es werden 36 Höfe durch Feuerschaden betroffen. |
1875 | Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Großau unter Obmann Josef Eckenreiter VI/12. Im Jahr 1881 wird sie zur Pflichtfeuerwehr. |
1875 | Unter der Leitung von Rektor Kraus gründen 8 Bauern den Männergesangsverein, der nach 1944 zum Kirchenchor wird. |
1886 | Es wird ein zahlen- und leistungsmäßig starker Frauenverein gegründet. Durch eine großartige Spende des Vereins von 200.000 Lei kann im Hof der alten Schule ein Gebäude für eine Kinderbewahranstalt errichtet werden. |
1887 | Der Ortsverein des Landwirtschaftsvereins wird gegründet, der 1899 eine Anzahl von 103 Mitgliedern aufweist. |
1891 | Großau wird durch einen großen Brand heimgesucht. |
1897 | Die Eisenbahnlinie gegen Winz, die nahe bei Großau vorbeiführt, wird fertiggestellt. |
1898 | Es wird ein „evangelisches Gemeindehaus“ errichtet, der heutige „alte Saal“, mittlerweile rumänische Kirche. |
1899 | Auf Anregung von Pfarrer Konnerth entsteht die erste Molkereigenossenschaft. Im November desselben Jahres wird in Großau die erste „Siebenbürger Dampfbutterei-Genossenschaft“ gegründet. |
20. Jahrhundert
Um 1900 | Großau bekommt einen eigenen Arzt. Die aus Evangelischen bestehende politische Gemeindeführung stellt Wohnung und Holz zur Verfügung. |
1907 | In Großau wird versuchsweise der elektrische Strom eingeführt. Großau hat 2991 Einwohner. |
1909 | Bau des Gemeindeamtsgebäudes („Kanzlei“), auf dem das Viehbrandzeichen angebracht wird. |
Um 1911 | Bau des Gebäudes der Dampfbutterei („Bad“) |
1914 | Eine Apotheke wird errichtet. |
1914 - 1919 | 52 männliche Personen werden Opfer des Krieges. |
1916 | Vor den einrückenden rumänischen Truppen flüchten die Bewohner etwa 50 Kilometer bis nach Törnen (Păuca) und Enyed (Aiud). |
1921 | Es wird die Bodenreform durchgeführt, wobei den 2991 Einwohnern Großaus (davon 2041 Deutsche) von den 8981 Joch Wald 4172 Joch enteignet werden. |
1935 | In der Erlengasse (VII. Gasse) wird am Zibinsufer das Gebäude für einen Transformator errichtet. Seit damals gibt es elektrische Beleuchtung im Ort. |
1937 | Der Pfarrgarten wird parzelliert und hauptsächlich an evangelische Gemeindeglieder verkauft. 1988 stehen auf dieser Fläche zwei Gassen mit stattlichen Häusern. Es handelt sich um die Doppelgasse XIX, genannt 1. und 2. Pfarrgarten. |
1940 - 1949 | Im Zweiten Wltkrieg sind als Soldaten 64 männliche Personen gefallen und 50 Militärpersonen blieben vermißt. |
1943 | Auf Grund der zwischen dem Deutschen Reich und der Rumänischen Regierung geschlossenen Abmachung gehen in diesem Jahr 4 Transporte deutscher Gemeindeglieder zum deutschen Heer (vorrangig zur Waffen-SS). Außer diesen organisierten Transporten sind auch viele – vor allem junge Männer – freiwillig zum deutschen Heer gegangen. |
Januar 1945 | Deportation deutscher Bevölkerungsteile nach Rußland - am 13.01.45 werden aus Großau 348 Gemeindeglieder ausgehoben, von denen 51 in Rußland oder unterwegs versterben. Einzelne kehren erst 1952 wieder zurück. |
März/ Juni 1945 | Durch die Agrarreform erfolgt Landenteignung und Vertreibung von Hof und Grund. Die deutschsprachige Bevölkerung verliert die Staatsbürgerschaft und das Wahlrecht (ex-lex-Stellung) - 98% des Agrarvermögens wird in rumänischen Besitz überführt. |
1972 - 1975 | Umfangreiche Reparaturen und Beseitigung von Erdbebenschäden an der Kirchenburg. |
ab 1974 | Unter Ceausescu Beginn der Auswanderung deutscher Bevölkerung aus Siebenbürgen. Von den ehemals 2.640 Siebenbürger Sachsen (1974) in Großau sind 1.871 bis 1989, bis 1996 dann nur noch ca. 70 verblieben - nach der sogenannten Revolution verlassen 1990 allein 1.217 den Ort Richtung Deutschland oder Österreich. |
Dr. Egbert Schlarb