Freitag Abend: Der Goiserer Hof war Treffpunkt für die Weitangereisten und alle die Zeit und Lust hatten bei einem Glas Wein oder Bier zu schauen wer ist denn schon alles da, wer geht denn alles mit, was gibt es evtl. für Änderungen die Herbert verkündet.
Die einzige Änderung war, dass dieses Mal niemand von Gosau bis zur Seekar-Alm wandern wird.
Samstag, der Wandertag: Pünktlich um 9:00 Uhr trafen, alle Wanderer, ein.
Zur Freude der Organisatoren, Herbert und Christl Kefer, beteiligten sich über 70 Personen zw. 4 u. 94 Jahren an der 7ten Wanderung, heuer in der Welterberegion Gosau.
Nicht wie 2010 abseits der markierten Wanderwege, die jedoch damals von Franz Lechner bewusst ausgewählt wurden und einmalig war, sondern vom Parkplatz des Heimathauses in Gosau Hintertal ging es mit zwei Gespannen des Gosauer Bummelzugs vorbei am Gosausee, in dessen stillem Wasser sich der Dachstein spiegelte, auf eine Höhe von 1.600 m.
Mit Traktor und im Anhänger ging es schnell bergauf. Franz, auch dieses Mal unser Bergführer, erklärte und erzählte uns unterwegs Details und Geschichtchen.
Wir waren unterwegs auf einem Teilstück des „Weg des Buches“, ein Weg auf dem in der nachreformatorischen Zeit Bibeln aus Deutschland nach Österreich und weiter südlich geschmuggelt wurden. Genauer gesagt, zwischen Gosau in Oberösterreich und der Ramsau in der Steiermark.
Nach 40 Min. war das erste Ziel, die Seekar-Alm erreicht.
Franz führte die große Gruppe, mit dabei die Jüngsten, ca.45. Min. hinauf zur Seekar-Kirche, eine kleine Höhle in der zu der Zeit des Geheimprotestatismus geheime Gottesdienste abgehalten wurden.
Der Fußmarsch, zum Teil durch das zerklüftete Gelände ging über, vom Schnee, Eis und Wasser abgerundete, Felspartien. Lehrer Botsch, vormals Neppendorf, erklärte uns so manche Gebirgsblume und Kräuter mit deutsch und lateinischem Namen.
So verging die Zeit schnell und schon waren wir bei der Seekar-Kirche, unterhalb des „Zwölwerls“, eine Bergspitze des Dachsteinkammes.
Einige stiegen in die Höhle ein, um zu erkunden andere wieder konnten bei der mitgebrachten Brotzeit und Getränken, verschnaufen.
Nicht geheim und wie es sich für ordentliche Christenmenschen gehört, begann Frau Pfarrer Mag. Esther Scheuchl nach dem Begrüßungsjodler der Bläsergruppe im Almgarten Gottes, den Berggottesdienst.
Es war eine herrliche Stimmung da oben. Die Sonne zeigte sich von ihrer besten Seite, die laue Bergluft konnte man zunehmend spüren. Rundum Ruhe!
Pfr. Scheuchl las uns das Gebet eines Bergsteigers vor, das die Herrlichkeit Gottes und seiner Schöpfung, gerade hier im Gebirge preist.
Die Predigt wurde mit dem Lied: „Ein feste Burg ist unser Gott“ eingeleitet und der Predigttext aus 2. Könige 22 beschreibt, dass der König Josia sich sehr bemühte sein Leben im Sinne seines Vaters David und seines HERRN zu führen. Doch eines Tages musste er erkennen, dass er Gott nicht genug diente, indem er meinte, auf dem richtigen Weg zu sein. Hinfort änderte er sein Leben.
So muss es auch unseren Glaubensvorfahren zur Zeit der Gegenreformation gegangen sein, als sie die Bibel in Händen hielten, nun in deutscher Sprache.
Sie richteten ihren Glauben neu aus und lebten danach, bis einige von ihnen nur wegen ihres evangelischen Glaubens nach Siebenbürgen vertrieben wurden.
Liebe Leser, wie steht es mit, mit uns? Sind wir auch gute Menschen? Lesen wir heutzutage noch in der Bibel? Besuchen wir die sonntäglichen Gottesdienste oder einen Bibelkreis?
Heutzutage brauchen wir uns nicht mehr verstecken, auf Berge und in Höhlen steigen um Gottes Wort hören und feiern zu dürfen ohne entdeckt zu werden.
Wie schmerzvoll muss es gewesen sein, als unseren Vorfahren die Bibeln und Gebetsbücher weggenommen wurden, öffentlich verbrannt und das meistens vor ihren Augen.
So steht es auch im Propheten Jeremia 36,23. Der König warf die ganze Buchrolle ins Feuer und glaubte diesen Schriften nicht.
Pfr. Scheuchl stellte die Frage in Raum: Wie gehst du, wie gehe ich mit Gottes Wort um – ganz praktisch, im alltäglichen Leben? Ist es uns noch genauso wertvoll wie es unseren Vorfahren damals war?
Mit einem Zitat aus einer Chronik und dem Lied: „Nun danket alle Gott“, wurde der Gottesdienst beendet.
Zitat: „Wahrlich die Geheimprotestanten im Salzkammergut wussten, auf wen es im Leben und Sterben ankam und hörten aus der Heiligen Schrift die gütigen Worte des Heilandes. Ohne Bibel hätte ihr Glauben keine Nahrung, ihre Hoffnung kein Licht, wären sie im ungewissen und Finsteren tappende Menschen. Von der Heiligen Schrift leiteten sie ihre Lebensregeln und ihren Glauben ab.
Gestärkt, mit dem geistigen Ziel mit unserem Leben Gott nachzufolgen, wanderte die große Gruppe weiter und traf bei der Badstuben-Hütte im Schleifsteinbruch auf die kleinere Gruppe, die Herr Friedrich Posch, Bürgermeister von Gosau den leichteren Wanderweg über das Gosauer Hochmoor, vorbei am Löckersee, geführt hat.
Beide Gruppen haben auf ihrer Wanderung das wildromantische Gebirgsmoor über Holzstege die durch Zwergfichten führen, durchquert. Ein Genuss war die Aussicht und die Ruhe von dem „Platzerl“, das bei einem Fernsehwettbewerb der 9 schönsten Plätze Österreichs, gewann. Am höchsten Platz einen See zu finden, ist ja auch selten.
Nicht selten ist es, dass es beim Hüttenwirt Franz Fasl, der auch heute noch den Abbau der Schleifsteine, die als die besten Natursteine der Welt beworben und verkauft werden, Tischmusik gibt, und dieses Mal war es die Bläsergruppe aus dem Almgarten. Sie spielten für uns manche bekannte Alpenmelodie auf und wir stärkten uns in diesen gemeinsamen Stunden nicht nur mit Schweinebraten, Schnitzel, Pogatschen und einem kühles Getränk, sondern man frischte Erinnerungen auf und schloss neue Freundschaften.
Es wurde viel gelacht, denn die „Landler“ verwenden noch viele, alte Gosauer Dialekt-Ausdrücke. Auch nach 280 Jahren gibt es Wurzeln ins Gosauer Hochtal.
Um 15.00 Uhr startete der Bummelzug, um die bestens gelaunte Gemeinschaft zurück ins Tal zu bringen.
Eine besonders motivierte Gruppe bewältigte den Weg zu Fuß – und kam vor dem nahenden Gewitter trocken ins Tal. Ein Zeichen, dass unser Schöpfer sich auch an unserer Wanderung erfreute und die schützende Hand uns behütet hat.
Ab 19:00 Uhr traf man sich frisch und hungrig im Ev. Altenheim in Goisern.
Das Essen hatte Sabine, die Frau von Vieh-Heli, gekocht und mit Genugtuung stellten sie fest, wie es allen schmeckte. Respekt.
Nach dem Essen zeigte uns Frau Dr. Pistotnik einige Bilder und erzählte von ihrem Projekt :“Auf dem Weg der Landler“, den Sie mit Freunden, 2014 von Goisern nach Siebenbürgen mit dem Fahrrad gemacht hat.
Auch Kaffee und selbstgebackenen Kuchen gab es beim gemütlichen Beisammensein und für die Fußballbegeisterten stand ein TV Gerät zur Verfügung.
Sonntag: Weil’s sooo schön war, hat ein Teil den Gottesdienst in der Kirche in Gosau und Goisern gefeiert.
Es war für alles, aber auch alles bestens gesorgt.
Ein herzliches Vergelt’s Gott liebe Christl und lieber Herbert für eure Mühe.
Danke an alle, aus nah und fern die zum Gelingen dieses Zusammenseins beigetragen haben und es somit zu einem unvergesslichen und wunderbaren Erlebnis gemacht haben.
Auf Wiedersehen und Willkommen im nächsten Jahr.
Kathi Mai(geb. Ramsauer)
Vroni Posch
Jirg Kramer